Hexenforum hinterm Schwarzdorn
Redewendungen Teil I
"Auf großem Fuße leben"
Die Redensart hat ihren Ursprung im 12.
Jahrhundert. Ein Graf von Anjou hatte sich
nämlich Schuhe mit besonders langer Spitze
machen lassen, weil er an einem Fuß eine
Geschwulst hatte und normales Schuhwerk
nicht tragen konnte. Weil er im Rufe stand, ein
Vorbild für Eleganz zu sein, eiferten ihm seine
Zeitgenossen nach und ließen sich ebenfalls
lange Schuhe machen.
Erst nach 1500 wurde diese Mode unter Kaiser
Karl V. abgeschafft.
Dass zu einigen Ritterrüstungen lange spitze
Schuhe gehören, hat seinen Grund darin, dass
man mit einem spitzen Schuh den Steigbügel
besser treffen konnte.
"Es zu bunt treiben"
Dem mittelalterlichen Menschen war es
untersagt, etwas anderes als graue, braune oder
blaue Kleidung zu tragen. Dazu muss man
wissen, dass das mittelhochdeutsche Wort
"bunt" abgeleitet wird von dem in der
Klosterkultur gebräuchlichen Begriff "punctus",
womit schwarze Stickerei auf weißem Grund
gemeint war. "Buntes" war also ursprünglich
nur schwarz-weiß im Gegensatz zu einfarbig. So
wurde gestreifter oder gefleckter Pelz
"Buntwerk" genannt, also zum Beispiel das nur
von Fürsten getragene Futter aus
Hermelinfellen. Man sagte "kunterbunt", wenn
man mehrere Farben gleichzeitig meinte, und
erst im 14. Jahrhundert änderte sich die
Bedeutung des Wortes "bunt" zu "vielfarbig".
Im Jahr 1337 sprach sich die Kölner Synode
gegen gescheckte, übertrieben bunte Kleidung
aus.
Wenn man es also zu bunt trieb, verhielt man
sich nicht standesgemäß.
"Hieb- und stichfest"
Magische Sprüche sollten den Mann für den
Kampf unverwundbar machen. Man nannte
diesen Brauch "Festmachen". Die
Zwillingsformel Hieb-und stichfest gehörte zu
diesem Zauber.
"Es brennt auf den Nägeln"
Das Mönchsleben war streng reglementiert.
Der Tagesablauf wurde durch acht Andachten,
die Horen, gegliedert. Eine davon, die Vigil,
findet um 2 Uhr nachts statt, mit Gebeten,
Psalmen und Wechselgesängen. In den
mittelalterlichen Klöstern war die Beleuchtung
sparsam. Um die Texte der Psalmen lesen zu
können, klebten sich die Mönche mit Wachs
kleine Kerzen auf die Fingernägel. Eine Vigil
konnte bis zu drei Stunden dauern. Dann war
die Kerze meist heruntergebrannt. "Es brennt
auf den Nägeln" beschreibt anschaulich die
dringende Notwendigkeit, sich nun aber zu
beeilen!
"Das geht auf keine Kuhhaut"
Als frühester Beleg für diese alte Redewendung
haben wir die "Sermones vulgares" von Jaques
de Vitry aus dem frühen 13. Jahrhundert. Zu
dieser Zeit war es noch üblich, auf Tierhaut zu
schreiben. Denn bevor das Papier im 13.
Jahrhundert seinen Siegeszug antrat, wurde auf
Pergament geschrieben, meist von Schafen
oder Kälbern. Die Menschen im Mittelalter
glaubten, dass während ihres Lebens der Teufel
ihre Sünden aufschreibe, um sie ihnen beim
Jüngsten Gericht vorzuhalten. Da konnte bei
einem richtigen Sünder schon allerhand
zusammenkommen. Die Ankündigung, dass
selbst die Haut des größten zur Verfügung
stehenden Tieres, also die Kuh, nicht
ausreichen könnte, um alle Sünden eines
Menschen niederzuschreiben, kann als
ultimative Drohung mit der ewigen
Verdammnis aufgefasst werden.
"Immer die alte Leier"
Die mittelalterliche Musik klingt in unseren
Ohren eher fremd, denn sie ist durch die
Bordun-Charakteristik bestimmt. Bordune sind
feststehende Töne, die eine monotone
Begleitung spielen, eine frühe Art der
Mehrstimmigkeit. Das bekannteste Bordun-
Instrument ist der Dudelsack, der auch im
Mittelalter sehr verbreitet war. Es gab aber
auch Saiten-Instrumente, die bordun spielten,
vor allem die Drehleier. Sie war ein verbreitetes
Musikinstrument bis in die Barockzeit,
überlebte in der Folklore und erlebte im
Rahmen der Mittelalter-Welle eine
Wiederentdeckung. Die Leier zeichnet sich,
jedenfalls in ihrer einfachen Form, nicht durch
übergroße Flexibilität aus und hat einen leicht
klagenden Ton. Deshalb entstand die Metapher
für "immer das Gleiche".
"Den Brotkorb höher hängen"
Die Möglichkeiten der Konservierung von
Lebensmitteln waren im Mittelalter begrenzt.
Räuchern, Pökeln und Trocknen war üblich,
ansonsten musste immer frisch zubereitet
werden.
Haltbare Nahrungsmittel wie Räucherfisch und
Dörrfleisch, aber auch in Körben gelagerte
Backwaren wurden in der Küche an der Decke
aufgehängt, um sie vor Ratten und Mäusen zu
schützen.
In Hungerperioden musste der Brotkorb, der
normalerweise handlich in Griffhöhe
angebracht war, höher gehängt werden, um den
Zugriff außerhalb der reglementierten
Essensausgabe mit ihren knappen Rationen zu
unterbinden. Die Tatsache, dass Brot eines der
wichtigsten, für sehr viele Menschen sogar das
einzige Nahrungsmittel war, lässt ahnen, dass
es sehr schlechte Zeiten waren, in denen der
Brotkorb höher gehängt werden musste.
"Mundtot machen"
Diese Redewendung hat überraschenderweise
mit dem Mund gar nichts zu tun. Das Wort
"Mund" stammt vom mittelhochdeutschen
"munt". Das ist ein Begriff der Rechtssprache,
der so viel wie "Schutz" oder "Gewalt"
bedeutete. In unserem Wort "Vormund" ist
dieses "munt" auch noch enthalten:
"Entmündigen".
"Maulaffen feilhalten"
Den Unterschied zwischen dem Leben im
Mittelalter und dem unseren heute kann man
sich verdeutlichen, wenn man bedenkt, was
damals an heute selbstverständlichen Dingen
nicht vorhanden war. Zum Beispiel war damals
der Tag nach Sonnenuntergang schnell zu
Ende, denn es gab außer Tranfunzeln nur
Kienspäne, die etwas Licht spendeten. Für
diese harzreichen Holzscheite gab es tönerne
Kienspanhalter, in Form eines menschlichen
Kopfes gestaltet, mit dem offenen Mund als
Öffnung für den Kienspan. Der Grund war,
dass man den Span, wenn man gerade keine
Hand frei hatte, kurzfristig durchaus auch
zwischen die Zähne nahm. Deshalb wurden
diese Halter "Maulaffen" genannt. Die
Redewendung nimmt Bezug auf das dumme
Gesicht mit offenem Mund, das aussieht wie
ein Kienspanhalter, eben ein zum Verkauf
angebotener Maulaff.
"Etwas ausmerzen"
Dieser Ausdruck betraf die unangenehme Seite
des Schäferberufs. Im Frühling wurden die
neuen Lämmer geboren, und da die
Schafherden ständig unterwegs waren, war das
Schicksal neugeborener Schäfchen, die zu
schwach waren, ausgesondert, heißt,
geschlachtet zu werden. Auch die Nichteignung
zur Wollgewinnung oder Weiterzucht konnte
ein Grund sein, vom Schäfer getötet zu werden.
Da dies meist im Monat März geschah, bildete
sich daraus der Ausdruck "ausmerzen".
"Etwas ausbaden"
In früheren Zeiten, als es noch nicht so einfach
war, einen ganzen Zuber Wasser zu erhitzen,
war es selbstverständlich, dass sich die
Mitglieder einer Familie das Badewasser
teilten, indem sie nacheinander das einmal
gefüllte Badefass nutzten. Dies galt auch über
die direkten Familienangehörigen hinaus, denn
früher gehörte auch das Gesinde zum Haushalt.
Je nach Rangordnung kam man in den
"Genuss" des immer schmutziger und kälter
werdenden Badewassers. Der Letzte musste
schließlich das Wasser entsorgen und Fass und
Kammer reinigen. Auf diese unangenehme
Arbeit bezieht sich die Redewendung, die so zu
verstehen ist, dass man für etwas
verantwortlich gemacht wird, das jemand
anderes verschuldet hat.
"Ihn sticht der Hafer"
Fütterte man Pferde zu sehr mit Hafer, waren
sie schwer zu bändigen.
Dieser Übermut wurde in der Redensart auf
den Menschen übertragen.
"Schief gewickelt sein"
Dieses Wickeln geht auf den mittelalterlichen
Umgang mit Kleinkindern zurück und hat nur
indirekt mit unsachgemäßer Verpackung zu
tun. Auch heute sagt man ja noch, dass ein
Baby gewickelt wird. Man meint aber damit
lediglich, dass es eine frische Windel bekommt.
Im Mittelalter aber war mit dem Wickeln
tatsächlich das Einwickeln des ganzen Körpers
mit Ausnahme des Kopfes gemeint, weshalb
man bei Säuglingen noch heute von
Wickelkindern spricht. Unter modernen
Gesichtspunkten der Babypflege ist die
historische Art der Ruhigstellung natürlich
abzulehnen, weil das Kind stundenlang keinen
Finger bewegen konnte. Wie dem auch sei, die
Ammen beherrschten damals jedenfalls die
Kunst, Kleinkinder richtig zu wickeln, um
spätere Haltungsschäden zu vermeiden. Wenn
nämlich ein Kind schief gewickelt wurde,
konnte das sehr schmerzhaft und folgenreich
sein.
"In die Schuhe schieben"
In den Herbergen der wandernden
Handwerksgesellen ging es recht rustikal zu.
Fremdes Eigentum, vor allem Taler, wechselten
manches Mal auf unehrliche Weise ihre
Besitzer. Der Verdacht eines Diebstahls konnte
dazu führen, dass es im Schlafsaal zu einer
Untersuchung durch die Obrigkeit kam,
inclusive Leibesvisitation. Dann musste das
corpus delicti schnellstens verschwinden. Der
Schuh des Bett-Nachbarn bot sich an.
"Etwas durch die Blume sagen"
Früher kam es häufig vor, dass ein Freier um
eine Jungfrau anhielt, die ihn noch nicht
kannte.
Wenn sie ihn ablehnte, sich aber scheute, dies
auszusprechen, konnte sie dem Bewerber
beispielsweise einen Strauß bestimmter
Blumen überreichen. Da früher viele Blumen
wie Vergissmeinnicht oder Männertreu eine
symbolische Bedeutung hatten, konnte sie ihm
ihre Entscheidung "durch die Blume" mitteilen,
ein Nein zum Beispiel durch Kornblumen.
Wenn sie sich traute, konnte sie es ihm
allerdings auch "unverblümt" ins Gesicht
sagen. Eine andere Art der höflichen Abfuhr
war das "Abspeisen". Dabei erhielt der Freier
eine bestimmte Mahlzeit vorgesetzt, je
nachdem, ob die Antwort positiv oder negativ
war. Zum Beispiel reichte man bei einem Ja
Wurst und Schinken, bei einem Nein Käse -
alles Käse!
"Den Löffel abgeben"
Im Mittelalter war es völlig normal, mit den
Fingern zu essen. Die für uns heute
selbstverständliche Gabel war verpönt, weil der
Teufel eine Gabel benutzte. Jahrhundertelang
war neben dem Messer, mit dem Fleisch und
Brot geschnitten wurden, das einzige
Esswerkzeug der Löffel, den man für Suppe
und Brei benötigte. In der mittelalterlichen
Hausgemeinschaft erhielt jeder einen eigenen
Holzlöffel, den er nach jeder Mahlzeit
abwischte und auf das Löffelbrett steckte. Den
eigenen Löffel behielt man meist bis zum
Lebensende. Dadurch wurde der Löffel nicht
nur ein Symbol für das Essen, sondern auch für
Leben allgemein. Wer den Löffel abgegeben
hatte, war gestorben und brauchte ihn nicht
mehr. Weil damals nichts weggeworfen wurde,
hat man den Löffel des Verstorbenen
selbstverständlich an einen Jüngeren
weitergegeben.
"Hand und Fuß haben"
Ein Ritter war nach damaligem Verständnis
nur kriegstüchtig, wenn er noch die rechte
Hand und den linken Fuß besaß. Mit der
rechten Hand führte er das Schwert, und der
Fuß, mit dem er in den Steigbügel trat, um aufs
Pferd zu gelangen, war der linke. Es war eine
äußerst schwere, aber oft verhängte Strafe,
eines der beiden oder gar beides abgeschlagen
zu bekommen.
Linkshänder taten übrigens gut daran, dies zu
verschweigen, denn Minderheiten waren im
Mittelalter suspekt und konnten leicht auf dem
Scheiterhaufen landen.
"Nicht lange fackeln"
Mit der im Mittelalter als handliche Lichtquelle
weit verbreiteten Fackel hat dieser Ausdruck
wenig zu tun. Das Ursprungswort ist
"fickfacken", das, man ahnt es schon, "hin- und
herbewegen" bedeutete, und zwar in einem
abwertenden Sinn. Heute steckt es noch in
einem Wort für Geschlechtsverkehr, auch in
der englischen Sprache. Nicht lange fackeln
heißt also, keine unnötige, überflüssige
Bewegung machen. Merkwürdigerweise wird
sie immer verneinend gebraucht. Nie hört man
jemanden sagen: Nun fackle mal!
"Die Kirche im Dorf lassen"
Das stammt aus der Zeit, als die katholische
Kirche Prozessionen durch das Dorf machte.
Da manche Dörfer aber sehr klein waren, ging
man einfach um den Ort herum, und ließ "die
Kirche im Dorf."
"Pech gehabt!"
Viele Burgführer zeigen über dem Burgtor eine
"Pechnase" und weisen darauf hin, dass daher
der Ausdruck "Pech gehabt" stamme. Man
glaubte, dass die Verteidiger einer Burg heißes
Pech auf die Angreifer geschüttet hätten. Diese
Vorstellung entspricht allerdings nicht den
Tatsachen, denn die Burgenforschung hat
mittlerweile nachgewiesen, dass zum
Flüssigmachen von Pech Temperaturen nötig
gewesen wären, die in einem Torhaus nicht
hätten erzeugt werden können. Der
fälschlicherweise "Pechnase" genannte Erker
war also eine Verteidigungs-Vorrichtung, aus
der man Steine warf oder Pfeile schoss.
Redewendungen, in denen der Begriff "Pech"
vorkommt, haben deshalb nichts mit Burgen zu
tun. Ein Pechvogel war zum Beispiel ein
Singvogel, den man auf einer mit klebrigem
Pech bestrichenen Rute fing, um ihn
anschließend zu verspeisen - Pech gehabt!
Und wenn heute jemand auf etwas erpicht ist,
dann ist er darauf fixiert, wie mit Pech daran
festgeklebt.
"Sich schinden"
Der neben dem Henker am wenigsten geachtete
Beruf des Mittelalters war der des Schinders.
Seine Arbeit war, krankem oder verletztem
Vieh das Fell abzuziehen und das Fleisch,
"Schindluder" genannt, zu verarbeiten. Vor
allem trug zu seinem schlechten Image bei,
dass er dem Henker bei rohen
Hinrichtungsarten helfen musste, besonders
beim Häuten. Das war, neben dem Rädern und
Vierteilen, eine der grausamsten Strafen, weil
das Schinden, also das Hautabziehen, mit
unerträglichen Schmerzen verbunden war. Aus
"jemanden schinden" als transitiver Form des
Verbs entwickelte sich das intransitive "sich
schinden". Es wird heute gebraucht, wenn man
sich bei einer körperlich extrem anstrengenden
Arbeit quälen muss. Die Wendung
"Schindluder treiben" bezieht sich auf die
verächtliche Einstellung gegenüber
minderwertigem Fleisch, das der Schinder,
heute sagt man Abdecker, produzierte.
"Kein Blatt vor den Mund nehmen"
Das Theater ist eine uralte Kunst. Im
Mittelalter wurden allerdings fast
ausschließlich Passionsspiele und religiöse
Themen auf die Bühne gebracht. Später, vor
allem in Zeiten des Absolutismus, konnte es für
Schauspieler gefährlich werden, gewisse
kritische Texte vorzutragen. Da kam es dann
gelegentlich vor, dass man sich durch vor das
Gesicht gehaltene Blätter unkenntlich machte.
Auch die Technik, in bestimmten Passagen die
Stimme durch ein Blatt vor dem Mund zu
dämpfen, bezieht sich auf diese Redewendung.
Wenn man das Blatt, das auch ein Laubblatt
gewesen sein kann, vom Mund wegnahm, war
die Stimme deutlicher zu hören, was auch
unangenehmen Wahrheiten Gehör verschaffte.
"Von Tuten und Blasen keine Ahnung haben"
Zwei Berufsstände im Mittelalter hatten zu
tuten und zu blasen: Der Hirte, der einer der
untersten Berufsgruppen angehörte, benutzte
ein Horn, um das Weidevieh zu locken, und der
Nachtwächter verwendete ebenfalls ein
Blasinstrument für die regelmäßigen Signale
vom Turm oder den Alarm bei Gefahren wie
Feuer oder Bedrohung der Stadtbevölkerung
von außen. Beide Tätigkeiten bedurften keiner
besonderen Fähigkeiten, man musste nur die
Augen offen halten und ein Horn blasen
können. Wer nicht einmal zu diesen Aufgaben
fähig war, musste besonders dumm sein.
"Torschlusspanik haben"
Im Mittelalter konnte man eine Stadt nur durch
die Stadttore betreten. Um lichtscheues
Gesindel aus der Stadt fernzuhalten, wurden
diese Tore nachts geschlossen. Dann kam
niemand mehr in die Stadt hinein oder heraus,
es sei denn, er konnte sich glaubhaft ausweisen.
Reisende, die ihr Ziel noch nicht erreicht
hatten, machten sich natürlich Sorgen, dass sie
die Nacht außerhalb der Mauern im Freien
verbringen mussten, und dadurch mancherlei
Gefahren ausgesetzt waren.
Die Angst, dass die Tore der Jugend
irgendwann geschlossen sein könnten und man
keinen Partner mehr bekommt, ist wohl mit
dieser Angst, nachts vor der Stadt allein zu
bleiben, verglichen worden.
"Über den grünen Klee loben"
Klee war im Mittelalter der Inbegriff der
Frische und des Gedeihens. Dichter der
mittelhochdeutschen Sprache, zum Beispiel
Walther von der Vogelweide, benutzten in
ihren Liedern Klee als Symbol für Frühling,
Liebe etc. Auch bei den heutigen, ach so
rationalen Menschen löst ja ein Kleeblatt eine
Assoziation mit Glück aus. Da Klee aber
eigentlich eine recht alltägliche Pflanze ist, und
auf fast jeder Wiese vorkommt, erschienen
Menschen späterer Jahrhunderte diese
Lobpreisungen der Minnesänger reichlich
übertrieben. Daraufhin bedienten sie sich des
Klee-Vergleichs, wenn sie sich über etwas lustig
machen wollten.
"Nach Jahr und Tag"
Diese Redewendung hat ihren Ursprung in
einer mittelalterlichen Rechtsvorschrift.
Ursprünglich verwies die Formel auf einen
Zeitraum von einem Jahr, sechs Wochen und
drei Tagen. Diese ungewöhnliche Frist kam
dadurch zustande, dass drei Zeitspannen
addiert wurden. Das Landgericht, das unter
anderem für Beglaubigungen zuständig war,
tagte alle sechs Wochen. Seine Sitzungsperiode
dauerte drei Tage. Die Einspruchszeit verjährte
nach einem Jahr. Deshalb kam genau diese
Frist zustande, kurz Jahr und Tag genannt.
Dann war das Urteil nicht mehr anfechtbar,
aber auch Erbe oder Kauf waren erst dann
endgültig rechtskräftig.
"Jemandem die Leviten lesen"
In Lothringen scheint es in der Zeit um 760 im
Kirchensprengel Metz recht locker zugegangen
zu sein. Offenbar wurde dort die moralische
Vorbildfunktion der Priester nicht sehr ernst
genommen. Der Bischof von Metz jedenfalls
sah sich gezwungen, seinen Geistlichen
verschärfte Verhaltensregeln aufzuerlegen. Er
verordnete gegen ihre verwilderten Sitten einen
Kanon nach Art der Benediktinermönche.
Tägliches gemeinsames Gebet und Gesang,
Buß- und Andachtsübungen sowie Lesungen
aus der Heiligen Schrift sollten der
Disziplinierung dienen. Dazu gehörte vor allem
das Kapitel 26 aus dem 3. Buch Moses, das
auch "Levitikus" genannt wird, weil darin
Vorschriften für die Priester der Israeliten, die
so genannten Leviten, enthalten sind.
Diese besonderen Regeln für das Leben im
Priesteramt müssen wohl so häufig in
Strafpredigten zitiert worden sein, dass das
Leviten-Lesen sprichwörtlich wurde.